Der kleine Ärger, die große Wut
Der kleine Ärger klopft leise an die Tür. Du hörst ihn, lässt ihn herein, und dann verschwindet er wieder. Leise wie er gekommen ist.
Wir ärgern uns oft schon über Kleinigkeiten. Über unseren Partner, der wieder einmal zu spät gekommen ist, über unsere Kinder, die wieder einmal mit schmutzigen Schuhen durch die Wohnung laufen und ihr Zimmer wie einen Saustall hinterlassen, über die Kollegin, die uns ihre Aufgabe und Arbeit hinterlässt, oder aber über uns selbst, dass wir schon wieder ins Radar gefahren sind oder schon wieder eine Mahnung bekommen haben für eine nicht rechtzeitig einbezahlte Strafe.
Diese Ärgernisse rennen ins uns relativ unspektakulär ab. Unser Erregungszustand ist relativ gering. Kaum körperliche Signale und wir brauchen garnicht lange bis wir uns wieder beruhigt haben.
Kennst du aber auch diese Gedanken?
- So geht das aber sicher nicht weiter…
- Das macht man einfach nicht…
- Das ist eine bodenlose Frechheit…
- Das ist so ungerecht und darf deshalb nicht sein…
- So kann man einfach nicht mit mir umgehen…
Und diese Gefühle?
- Ich fühle mich verraten…
- Ich fühle mich verletzt…
- Ich fühle mich erniedrigt…
- Ich fühle mich ungerecht behandelt…
- Ich fühlte mich betrogen…
Das sind Gedanken und Gefühle der großen Wut. Die Wut fegt anders als die kleine Angst in uns. Sie kommt mit voller Kraft, wie ein Orkan. Unser kompletter Körper ist in Alarmbereitschaft. Unser Herz schlägt wie wild, unser Puls steigt ins Unermessliche, Schweiß steigt auf und wir beginnen heftigst zu zittern. Wir befinden uns direkt im Stressgeschehen. Aber wohin mit dieser unglaublichen Kraft? – Entweder wir entladen sie an der Person, die uns im Moment verletzt hat, uns ungerecht behandelt hat, mit einem lauten Wutausbruch oder wir richten sie gegen uns selbst und fressen sie in uns hinein. In beiden Fällen richtet die Wut Leid und Schmerz an. Die immer wiederkehrende Wut aber aber auch die langanhaltende Wut zerstören unsere Gesundheit und unsere Beziehungen.
Die Wut zeigt uns, dass unsere „Soll-Situation“ von der „Ist-Situation“ völlig abweicht. Es besteht eine große Diskrepanz zwischen dem, was wir wollen und dem, was ist. Eine Diskrepanz zwischen dem Verhalten der Menschen in unserer Umgebung, und dem Verhalten, das wir uns von ihnen wünschen und erwarten. Wir haben andere Erwartungen, als die Realität tatsächlich ist.
Bist du auch manchmal wütend auf dich, weil du nicht so bist wie du es gerne hättest? Herrscht zwischen der Person, die du bist eine Diskrepanz zu der Person, die du gerne sein möchtest?
Wenn wir wütend auf uns selbst sind, kann dass ein guter Booster, eine gute Motivation sein, endlich etwas zu ändern. Wir können diese immense negative Kraft für uns nutzen, indem wir in die Energie kommen neue Wege einzuschlagen, neue Ziele zu definieren, zukünftig diese Fehler vermeiden und uns Respekt und Anerkennung zeigen. Wir müssen uns so annehmen wir wir sind, nicht perfekt, aber stets dran uns zu verbessern. Zu der Person werden, die wir sein möchten. Wir gewinnen Gelassenheit. Eine Nachsicht mit uns. Und dann auch für andere. Wir nehmen sie, wie sie sind, nicht perfekt.
Und wie können wir diese Kraft des kleinen Ärgers und der großen Wut ins Positive umwandeln?
Hier mein Tipp:
Wenn du den kleinen Ärger und die große Wut aufkommen spürst, dann denke laut und deutlich:
„STOPP-ich habe dich verstanden“. Identifiziere den Gedanken, der sie ausgelöst hat. Was habe ich gedacht? Was erzähle ich mir da für eine Geschichte? Überlege dir, was du denken könntest, damit in dir nicht Ärger und Wut, sondern die gegensätzlichen Gefühle wie Sanftmut, Gelassenheit, Vegebung und Ausgegelicheheit aufkommen können. Deine volle Konzentration liegt bei dir, deinen Gefühlen und deinen Gedanken. Dein Gegenüber ist dir im Moment völlig gleichgültig. Sprich dir gut zu. Verlasse die Situation zeitlich und örtlich.
Und wenn du wieder im Einklang mit dir selbst bist, du wieder klare Gedanken hast, fällt es dir leichter dein Gegenüber zu verstehen und es anzusprechen.
Gutes Gelingen,
Eure Andrea
0 Kommentare